Aus der Blasenfolie ans Licht

Zwei Terracottafiguren aus Brandenburg, um 1400

Im Besitz der Sammlung der Museen der Stadt Brandenburg befinden sich zwei Terracottaskulpturen weiblicher Heiliger, die sich ehemals in den Figurennischen an der Choraußenfassade der Katharinenkirche der Brandenburger Neustadt befanden und im 20. Jahrhundert durch Kopien ersetzt worden sind. Die jeweils in zwei Teilen ausgeführten (und heute noch 1,13 bzw. 1,17 m hohen) Skulpturen sind massiv mit nur geringer Aushöhlung der Rückseiten in gelblich-rosafarbenem Ton gebrannt worden. Obwohl die Gesamtkontur dem geplanten Aufstellungsort entsprechend statuarisch und etwas blockhaft erscheint, zeigen die Gewänder eine differenzierte Binnenzeichnung. Ihr Stil lässt auf eine Entstehung um 1400 schließen. Damit entsprechen die beiden Skulpturen der Datierung des Langhauses, das einer Inschrift zufolge im Jahr 1401 durch den Meister Hinrich Brunsberg aus Stettin errichtet wurde.

 

Der Überlieferung zufolge handelt es sich bei den beiden Heiligen um Katharina und Amalberga, die beiden Patroninnen der Kirche und des darin befindlichen Hochaltars. Tatsächlich weist jedoch nur noch Katharina Attribute wie Krone und Schwert auf, wobei letzteres in ungewöhnlicher Weise mit dem Knauf nach unten gerichtet dargestellt wurde. Die beiden Terracottafiguren sind heute die einzig noch erhaltenen mittelalterlichen Originalskulpturen der Katharinenkirche, die sich noch bis in das 19. Jahrhundert in abnehmender Menge belegen lassen. Bei der umfassenden Sanierung der Kirche 1864/65 wurden die letzten erhaltenen Stücke bis auf die beiden Patroninnen abgenommen, um Platz für Neuanfertigungen zu schaffen.

 

 

Die Erhaltung der mittelalterlichen Figuren wiegt umso schwerer, als ein gleicher oder ähnlicher Skulpturenschmuck an allen anderen Bauten von Hinrich Brunsberg wie in Garz, Stettin oder Stargard heute vollständig verschwunden ist. Damit bilden die beiden stark geschädigten Werke das einzigartige Zeugnis einer ungewöhnlichen und reich mit Skulpturen geschmückten Backsteinarchitektur, die sich von kathedralen Vorbildern wie den Bauten der Parler inspirieren ließ und deren Gestaltung aus Haustein in den Backstein übersetzte.

 

Neuere Fotos zeigten die beiden Skulpturen im Depot, in Blasenfolie gehüllt, mit einer stark verschmutzten Oberfläche und zahlreichen Rissen, abgelösten Schollen und Absandungen. Die nun durchgeführte Konservierung war wohl die letzte Chance für die beiden Figuren. Denn nach ihrer Präsentation anlässlich der Ausstellung „Karl IV. – Ein Kaiser in Brandenburg“ (2016/2017) im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam, durften sie nicht mehr zurück in die Blasenfolie, wo sie mit Sicherheit ihrem langsamen Zerfall entgegen gedämmert wären.

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