Restaurierung für zerfetzte Haut

Das nach Plänen Friedrichs von Gärtner erbaute Herzogliche Georgianum in München ist das zweitälteste katholische Priesterseminar der Welt und geht auf eine Gründung Herzog Georg des Reichen von 1494 zurück. Seine Kunstsammlung hat der als Subregens, Regens und schließlich bis 1909 als Direktor des Hauses wirkende Priester Andreas Schmid zusammengetragen. Mehr als 600 Kunstwerke, Tafelbilder, Altäre, Skulpturen sollten den angehenden Klerikern als Anschauungsmaterial dienen und sie mit ikonographischen und hagiographischen Bezügen vertraut machen. Als begeisterter Autodidakt hat er kirchliche Kunst aus Privatbesitz aber auch aus kirchlichen Ruinen oder in Auflösung begriffenen Einrichtungen zusammengetragen. Romanische Triumphkreuze und gotische Tafelbilder und Skulpturen gelangten so in die Kunstsammlung. Eine Sammlung und die zwar auf Anfrage zugänglich ist, aber weiterhin vor allem Anschauungsmaterial für die angehenden Priester bereit hält.

Eine kontinuierliche restauratorische Betreuung der Sammlung fehlt. Grundlage der Förderung durch die Ernst von Siemens Kunststiftung war die Erstellung einer Prioritätenliste durch Fachrestauratoren, die zukünftig mit Hilfe von Förderern und Sponsoren abgearbeitet werden kann und erstmals Auskunft über den Grad der Gefährdung der einzelnen Stücke gibt.

Als erstes Stück wird ein barocker, stark verschmutzter Geißelchristus aus dem Dominikanerinnenkloster in Bad Wörishofen restauriert, der durch seine Materialkombination aus Leder und Holz besonders aufwändige und damit teure Maßnahmen erfordert. Der Künstler Johann Wilhelm Hegenauer stammt aus einer österreichischen Bildhauerfamilie und hatte die von Geißelhieben zerfetzte Haut Christi durch Lederauflagen der Holzfigur grauenvoll-realistisch dargestellt. Die Restaurierung soll die gefährdete Skulptur sichern und den Schmerzensmann in seiner Drastik wieder erlebbar machen.

Beteiligte Institutionen