Ans Licht geholt! – Kulturelles Erbe aus Ozeanien wird wieder sichtbar

Das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig beherbergt eine beeindruckende Sammlung an Tanzmasken aus Neu-Britannien, einer Insel auf dem Bismarck-Archipel. Die Masken sind Zeugnisse einer bemerkenswerten Kultur und eines außergewöhnlichen kunsthandwerklichen Schaffens, einige sind noch nie ausgestellt worden. Die aus zerbrechlichen Materialien, wie Rattanstreifen, Blättern oder Rindenbaststoff hergestellten Masken bedürfen dringend einer Restaurierung. Dank der Unterstützung der Kulturstiftung der Länder im Rahmen des Restaurierungs-Bündnisses „Kunst auf Lager“ können nun sechs der wertvollen Tanzmasken umfassend restauriert und der Öffentlichkeit präsentiert werden.

 

Die Masken stammen von den „Zentral-Baining“, einer Bevölkerungsgruppe auf der Insel Neu-Britannien. Sie wurden zu Ehren übermenschlicher Wesen und Mächte hergestellt, die in der Religion der Baining eine entscheidende Rolle bei Tod, Geburt, Initiation und der Förderung von Fruchtbarkeit spielen. In der dualistisch geprägten Gesellschaft der Baining werden die Masken bei Männer- oder Frauenritualen getragen und nach nur einmaligem Gebrauch dem Verfall überlassen: Fünf der Masken wurden im Rahmen von Initiationszeremonien von Männern bei nächtlichen Tanzritualen benutzt. Die sechste Maske hingegen wurde von Frauen getragen, deren Rituale bei Tageslicht stattfanden.

 

Der deutsche Plantagenbesitzer Richard Parkinson sammelte die Masken gemeinsam mit seiner Frau Phoebe kurz vor dem Ersten Weltkrieg in der ehemaligen deutschen Südsee-Kolonie. Im Jahr 1913 kaufte sie das Museum für Völkerkunde zu Leipzig.

Allen Masken gemeinsam ist ein aufwendig gestaltetes Gestell aus Rattanstreifen, auf das der helle Rindenbaststoff Tapa straff gespannt wird. Anschließend werden auf die Tapa die charakteristischen minimalistisch-geometrischen Muster der Masken mit feinen schwarz-roten Linien aufgetragen.

 

Die Schadensbilder der Objekte sind vielfältig – bedingt durch die empfindlichen Materialien, eine ungeschützte Präsentation in der Ausstellung und mehrere Museumsumzüge. Die Beschädigungen reichen von starken Verschmutzungen, gebrochenen Streben im Trägergerüst, eingerissenem Rindenbaststoff bis hin zu beschädigtem Zubehör und verblasster Bemalung. Fehlende Attribute sind nicht zu ersetzen, Farben nicht zurück zu gewinnen. Doch die Reinigung, das Festigen der Trägermaterialien, das Schließen von Rissen und Ergänzen bzw. Retuschieren von Fehlstellen lassen die einzigartige Wirkung dieser sechs Masken wieder erlebbar werden.

 

Hier sehen Sie eine schöne Videodokumentation der Restaurierung.

 

Beteiligte Institutionen