BEFIM – Bedeutungen und Funktionen mediterraner Importe im früheisenzeitlichen Mitteleuropa

Die reichen mediterranen Importfunde aus den sog. Fürstensitzen und -gräbern der frühen Eisenzeit (7.-5. Jh. v. Chr.) in Südwestdeutschland, der Schweiz und Ostfrankreich stehen seit langem im Interesse einer breiten Öffentlichkeit. Es besteht kein Zweifel, dass das gemeinsame Gelage eine herausragende Bedeutung in der frühkeltischen Gemeinschaft besaß. Die importierten Gefäße – Keramik und Bronzen aus Griechenland und Etrurien – deutet man bislang vor allem als Versuch einer lokalen Elite, mediterrane Gelagesitten nachzuahmen. Man begreift die aus dem Süden bekannte Funktion und Bedeutung der Gefäße als überregionale Konstante und lässt damit die transformative Kraft interkultureller Begegnung außer Acht. Erste Nahrungsrückstandsanalysen, die tierisches Fett anstelle des erwarteten Weins in einem der Gefäße nachwiesen, wurden nicht weiter beachtet.

 

Die Forscherinnen und Forscher von BEFIM möchten dieses Narrativ durchbrechen, indem sie eine transkulturelle Perspektive einnehmen und den Practice Turn der Kulturwissenschaften ernst nehmen. Dies bedeutet, der transformativen Kraft individueller Aneignungsprozesse Rechnung zu tragen und das ehemals fremde Objekt nicht mehr als fremd, sondern als Teil des Eigenen zu begreifen, das entsprechend mit neuen Bedeutungen und Funktionen versehen worden sein dürfte. Um dieses Ziel zu erreichen, kombinieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Heidelberg und Tübingen sowie des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart und des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart aktuelle Forschungsansätze aus den Geisteswissenschaften mit dem Potential naturwissenschaftlicher Analyseverfahren. Ihre Forschungen erfolgen in enger Zusammenarbeit mit Museen, Forschungseinrichtungen und Universitäten in Deutschland, der Schweiz, Frankreich und den Niederlanden.

Um die Funktionen und Bedeutungen der mediterranen Importe zu verstehen, werden im Rahmen von BEFIM umfangreiche Nahrungsrückstandsanalysen und die Analyse von Mikroabrasionen an importierten und einheimischen Gefäßen vorgenommen und die Ergebnisse mit einer kontextuellen Analyse der beprobten Gefäße verbunden. Auf diese Weise wird sich zeigen, in welchem Umfang tatsächlich mediterrane Gelagesitten und der damit verbundene Konsum von Wein auch im früheisenzeitlichen Mitteleuropa verbreitet waren oder alternativ die vormals fremden Objekte auf ganz neue, eigene Weise genutzt und damit quasi in die eigene Lebenswelt übersetzt wurden.

 

Die Ergebnisse von BEFIM sollen in die Dauerausstellungen im Landesmuseum Württemberg, dem Museum „Keltenwelt am Glauberg“ und dem Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich einfließen. Zudem werden kurze Filmclips zu einzelnen Forschungsbereichen und ein Dokumentarfilm produziert, die zusammen mit aktuellen Informationen zum Projekt auf der Homepage des Projekts angesehen werden können.

 

Website zum Projekt: www.befim.gwi.uni-muenchen.de

Beteiligte Institutionen