Die Stiftung Ada und Emil Nolde in Seebüll ist neben einer Vielzahl von Noldes Werken auch im Besitz eines umfangreichen Archivs, das neben der Korrespondenz des Künstlers auch Tagebücher, Notizen, Fotografien und persönliche Dokumente enthält – rund 25.000 Einheiten mit insgesamt 125.000 Blättern. Insbesondere der Briefwechsel mit Persönlichkeiten wie Ernst Ludwig Kirchner, Max Klinger, Oskar Kokoschka, Fritz Mackensen, Karl-Ernst Osthaus, Gustav Pauli, Max Sauerland, Harry Graf Kessler, Arnold Schönberg oder Mary Wigman und vielen anderen bietet eine wichtige Quelle über die damalige Kunstwelt und die Reflexion der klassischen Moderne. Er ermöglicht gleichzeitig die Neubewertung zahlreicher Werke von Nolde.
Über die kunsthistorischen Bezüge hinaus eröffnet die Aufarbeitung des Archivs auch viele Einblicke in bisher kaum oder gar nicht bekannte Aspekte in Noldes Leben, insbesondere auch die immer wieder thematisierte Frage nach Noldes Haltung zum Nationalsozialismus. 2018 erschien die Studie „Nolde und der Nationalsozialismus“ von Bernhard Fulda (Cambridge). Sie fußt auf wichtigen Funden von Briefen Noldes an die Reichskulturkammer, in denen er gegen seine Einordnung als „entarteter Künstler“ vorzugehen versucht.
Neben der kunsthistorischen Bedeutung des Archivs ist die Sicherung und Konservierung des Bestandes dringend geboten. Eine sachgerechte Verpackung und Lagerung verhindert Schäden und stellt den Erhalt der Blätter sicher. Eine Digitalisierung aller Blätter, die umfassende Verschlagwortung und das Einpflegen aller Daten in die gängigen internationalen Archivportale kann es ermöglichen, Forschungsanfragen aus der ganzen Welt schnell und unkompliziert zu beantworten, ohne die Originale zu beschädigen.
Ziel des Projektes ist die digitale Verzeichnung des Gesamtbestandes in einschlägiger Archivsoftware und öffentlichen Archivportalen, um ihn so einer breiten, internationalen Öffentlichkeit zugänglich zu machen und eine Grundlage für Editionsprojekte einzelner Korrespondenzen Noldes zu schaffen.
Die Förderungen der ZEIT-Stiftung und der Wüstenrot Stiftung ermöglichen die Aufarbeitung, Sicherung und Digitalisierung des Archivs.