In großen Teilen Europas wurden im 5.- 8. Jahrhundert tausende Schmuckobjekte mit rotem Granat flächendeckend verziert, der vom indischen Subkontinent importiert wurde. Dieses „Zellwerk“ aus einzelnen Einlagen nennt man Granatcloisonné. Ziel des Verbundprojektes war es, beispielhaft anhand dieses Objekttyps den Transfer von Waren, Ideen und Technologie in unterschiedlichen Perspektiven zu erfassen und zu verstehen. Damit ging man Fragen der stilistischen und ikonographischen Bedeutung, des sozialen Prestiges sowie herstellungstechnischen Aspekten nach und arbeitete in diesem Sinn an der Erschließung und Erforschung unterschiedlicher musealer Sammlungsbestände. Es wurden u.a. Objekte aus den Sammlungen des LVR-LandesMuseums Bonn, des Statens Historiska Museums (Stockholm), des Ungarischen Nationalmuseums sowie aus englischen Sammlungen (Cambridge und Norwich) untersucht. Im Verbund arbeiteten dabei das Römisch-Germanische Zentralmuseum, das LVR-LandesMuseum Bonn und das Südasien-Institut der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg zusammen.
Restauratorinnen, die zugleich eine Ausbildung zur Goldschmiedin besitzen, führten Untersuchungen und Experimente zu Herstellungstechniken an den Objekten durch. Aus der Kombination archäologischer, kunsthistorischer und quellenorientierter Studien sowie technologischen und naturwissenschaftlichen Analysen wurde die Strukturierung der europäischen Wirtschaftszonen und ihrer Außenhandelskontakte im 7. Jahrhundert beleuchtet. Gerade in dieser Zeit kam es zu bislang ungeklärten Umbrüchen im Distributionsmuster von Granat. Wie kaum ein anderes Fundgut ist das Material und der damit verbundene Cloisonnéstil geeignet, den wirtschaftlichen, sozialen und semiotischen Wandel auf der einen Seite, aber auch Kontinuität und Gemeinsamkeiten auf der anderen Seite in den unterschiedlichen Regionen Europas abzubilden.