Im Rahmen eines Restaurierungsprojekts am Landesmuseum Württemberg lkonnte der monumentalste Flügelaltar der mittelalterlichen Kunstsammlung des Museums endlich restauriert werden, das Hochaltarretabel aus dem ehemaligen Zisterzienserinnenkloster Lichtenstern. Der Altaraufsatz zeichnet sich durch eine qualitätsvolle künstlerische Gestaltung aus und zeugt so davon, dass es im 15. Jahrhundert in der Region auch außerhalb Ulms innovative Künstlerwerkstätten gab.
Aufgrund seines fragilen Zustands und nicht beendeter Restaurierungsarbeiten früherer Zeiten konnte dieser bedeutende Flügelaltar schon seit Längerem nicht mehr ausgestellt werden; er blieb im Depot des Landesmuseums verborgen. Ziel des Restaurierungsvorhabens war es, ein kunst- und kulturhistorisch bedeutendes Werk der Sammlung für die Nachwelt zu bewahren und für die Öffentlichkeit erlebbar zurückzugewinnen: ein klassisches Projekt für KUNST AUF LAGER.
Das Retabel konnte aufgrund des ursprünglichen Aufstellungsortes sowie des künstlerischen Stils nach Niederschwaben oder Württembergisch Franken lokalisiert und durch die Darstellung der Stifterin, Äbtissin Margarete von Stein (†1469) auf um 1465/70 datiert werden. Das anspruchsvolle mariologische Bildprogamm ist auf die Verwendung in einem Zisterzienserinnenkloster zugeschnitten. Im Schrein ist die Krönung Mariens durch Christus und Gottvater dargestellt.
Flankiert werden die knienden und sitzenden Figuren der Krönungsgruppe von zwei Heiligen. Der links positionierte Mönch in Zisterziensertracht kann als Bernard von Clairvaux – neben der Gottesmutter einer der Patrone der Lichtensterner Klosterkirche – identifiziert werden. Rechts steht Maria Magdalena mit einem Salbgefäß in den Händen. Die Predella zeigt Christus als Salvator mundi im Kreis der zwölf Apostel. Die Marienkrönung im Schrein verbindet sich mit den sechs mariologisch-christologischen Szenen auf den Retabelflügeln.