Der monumentale Wandteppich mit der Darstellung der Familie Echter zählt zweifelsohne zu den bedeutendsten Kunstwerken aus adeligem Kontext in Franken und weit darüber hinaus. Im Jahre 1563 entstanden, gehört er zu den ältesten erhaltenen Dynastieteppichen in Deutschland. Er war einst Teil der Ausstattung von Schloss Mespelbrunn im Spessart, dem Stammsitz der Familie Echter. Dort nahm er mit 3,40 x 7,70 Metern fast die ganze Südseite des nach ihm benannten Gobelin-Saals im ersten Obergeschoss ein.
In einem Garten ist die Familie des Mainzer Rates und Amtmannes Peter III. Echter aufgereiht. Ein Springbrunnen bildet das Zentrum. Links stehen die sechs männlichen Familienmitglieder, angeführt vom Vater. Ganz außen wird sogar ein Diener in die Gruppe mit einbezogen und namentlich gekennzeichnet („Michel Vetterer Aller Echter Diner). Banderolen mit Namen und Alter geben Auskunft über die Dargestellten. An dritter Position erkennt man den künftigen Bischof Julius Echter im Alter von neunzehn Jahren. Wie alle anderen erscheint er in spanischer Hoftracht. Gegenüber steht die Mutter Gertraud mit ihren vier Töchtern und, etwas abseits, die körperlich behinderte Dienerin „Cristina“, die vom Haus sehr geliebt und testamentarisch bedacht wurde.
Doch nicht allein die Personen beleben diesen Garten, sondern daneben allerlei üppig blühende Gewächse und Tiere. Hinter dem Gartenzaun erstreckt sich eine weitläufige, offensichtlich prosperierende Hügellandschaft. Sie wird teilweise verdeckt von einer Reihe von Ahnenwappen der Eltern. Im Himmelsraum darüber schließlich schwebt beschirmend die Heilige Dreifaltigkeit der Familie.
Es handelt sich um einen Wirkteppich, das heißt, die bildgebenden Bestandteile sind Fäden aus farbiger Seide. Da Seide ein so exquisites wie empfindliches Material ist, erstrahlte das Meisterwerk nicht mehr in der ursprünglichen Pracht. Doch ist das Vorhandene so außergewöhnlich und wertvoll, dass sein Erhaltungszustand mittels Restaurierung und behutsamer Präsentation unbedingt gesichert werden sollte. Wenigstens ein Teil des ehemaligen Glanzes konnte dabei zurückgewonnen werden. Anlässlich der ebenfalls von der Ernst von Siemens Kunststiftung geförderten Ausstellung „Julis Echter – Patrin er Künste“ konnte der restaurierte Teppich erstmals wieder in Würzburg gezeigt werden.