Figurengruppe in Scherben

Bei Ausgrabungen in der Frankfurter Kirche St. Leonhard kamen jüngst zahlreiche Fragmente von Tonfiguren zum Vorschein. Es handelt sich um 63 Fragmente unterschiedlicher Größe. Darunter drei weibliche Köpfe, sechs Hände und vier Torsi. Die meisten Fragmente, besonders aus den Gewandbereichen, zeigen großflächige Reste verschiedener Fassungen. Auch für die gotische Erstfassung der Gewänder sind ein leuchtendes Rot, ein leuchtendes Blau, Grün, Weiß und Gold erhalten. Aufgrund der Feingliedrigkeit der Körper und der in Faltenwürfen weich bis zum Boden fließenden hochplastischen Gewänder zusammen mit dieser hochwertigen Fassung deuten die Fragmente auf ein herausragendes Beispiel gotischer Skulptur des 15. Jahrhunderts hin.

 

Kunsthistorisch ist der Fund der bedeutenden Gruppe mittelrheinischer Tonplastiken zuzuordnen, zu der solch herausragende Werke wie die Dernbacher Beweinung im Dommuseum Limburg, die Lorcher Kreuztragung im Bode-Museum Berlin oder die Muttergottes aus Kloster Eberbach um 1420 im Louvre Paris zählen.

 

Es stellte sich heraus, dass alle vorliegenden Fragmente zugeordnet werden können und sich die Skulptur bis auf wenige fehlende Teile wie der Kopf und die Beine einer männlichen Figur vollständig wieder zusammensetzen lässt. Die Plastik besteht aus einer ca. 90 cm hohen Figurengruppe mit drei weiblichen und einer männlichen Figur, die dicht zusammenstehen. Erst durch das Zusammenfügen der Fragmente und damit einer Wiederherstellung kommt die ganze Anmut des Werkes zur Geltung. Es ist in Qualität, Ikonographie und Stil mit der Gruppe der Trauernden der Lorcher Kreuztragung unmittelbar vergleichbar, wobei es sich nicht um eine Kopie, sondern um eine eigenständige Variation des Themas handelt.

 

Ein für eine Ausstellung dauerhaftes Verkleben der Fragmente stellt für den Schatz mittelrheinischer Tonplastik des
15. Jahrhunderts in der Stadt Frankfurt um ein überaus wertvolle Bereicherung dar. So wurde eine Präsentation der zusammengesetzten Gruppe und der Restaurierungsarbeiten in einer eigens dafür konzeptionierten Ausstellung im Dommuseum Frankfurt angedacht und im Jahr 2019 realisiert.

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