Nur das Beste war gut genug für das Wort Gottes: Aufwändig hergestelltes Pergament aus Tierhäuten, das feinste und wertvollste stammte von neu- oder ungeborenen Lämmern und Ziegen. Sorgfältig geglättet und mit Kreide geweißt, manchmal sogar mit Purpur gefärbt, trugen die Pergamentseiten sorgfältig kalligrafierte Schrift, bei Spitzenstücken sogar aus Gold- und Silbertinte. Der Text war mit wuchernden Initialen gegliedert, die Schrift vielfach verziert, und an den Rändern oder auf ganzen Seiten illustrierten vielfarbige Malereien, für die man die teuersten Farben – etwa das Blau des Lapislazuli – verwendete, den Inhalt.
Diese Wunderwerke mussten durch stabile und kostbare Einbände und Buchkästen geschützt werden. Diese bestehen aus kräftigen Holztafeln, die mit Metall beschlagen und mit Treibarbeiten aus Gold oder Silber, mit Edelsteinen, Perlen, Elfenbein oder Gemmen geschmückt sind.
Gleichzeitig verdeutlichten sie den göttlichen und kostbaren Inhalt, wenn das geschlossene Buch bei Prozessionen oder im Gottesdienst von Kerzen begleitet getragen und feierlich präsentiert wurde. Auf dem Buchkasten des um 1020 entstandenen Uta-Codex thront der in Gold getriebene, segnende Christus und verweist auf den Inhalt: ein Evangelistar – die zu den Lesungen verwendeten Texte der Evangelien – das Wort Gottes.
Ein Buchkasten und vier weitere wertvolle Einbände von Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek in München konnten mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung restauriert werden. Über Jahrhunderte hinweg benutzt, beschädigt, verschmutzt und umgearbeitet, konnten die konservatorischen Maßnahmen die ursprüngliche Farbigkeit der Materialien sowie die Vielfalt der verwendeten Goldschmiedetechniken wieder unbeeinträchtigt sichtbar machen.
Objektdetails:
– Buchkasten des Uta-Codex, um 1020, Goldschmiedearbeit, 44,3 cm x 32,5 cm x 8,9 cm (Signatur: Clm 13601)
– Evangeliar aus Niederaltaich, 1496, Goldschmiedearbeit, 31,5 cm x 24 cm x 9,2 cm (Signatur: Clm 9476)
– Rudolf von Ems, Weltchronik, um 1300, Illuminierte Handschrift, 28,5 cm x 20,4 cm x 6,5 cm (Signatur: Cgm 6406)
– Marienantiphonen, um 1600, Chorbuch der Münchner Hofkapelle, 46,7 cm x 36,0 cm x 15 cm, (Signatur: Mus.ms. 519)
– Motetten von Cipriano de Rore, 1559, Prachthandschrift,
62 cm x 45 cm x 6,5 cm, (Signatur: Mus.ms. B)