Im Zuge einer geplanten Neuerwerbung wurde die Frage nach Möbeln im Depot der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg aufgeworfen. Die nach der Wende im Zusammenschluss der Sammlungsbestände Ost und West entstandene Trägerstiftung verfügt über einen großen Schatz an Gemälden, Skulpturen und Möbeln, die einstmals die herrschaftlichen Gebäude der preußischen Königsfamilie schmückten.Tatsächlich kamen vier Armsessel in bemitleidenswertem Zustand zutage, die zur Erstausstattung von Schloss Glienicke gehörten. Die Sessel gehen auf Entwürfe von Karl Friedrich Schinkel zurück, der den Umbau und die Ausstattung der Sommerresidenz für Prinz Carl von Preußen im Jahr 1825 verantwortete.
Die vier originalen Sessel, die nach 1930 verteilt und meist unbemerkt in Depots lagerten und erst mit der Wiederbelebung der Schlösser-Stiftung vereint wurden, konnten mit Hilfe einer Förderung der HERMANN REEMTSMA STIFTUNG originalgetreu hergerichtet werden.
Holz-, Textil- und Metallrestauratoren untersuchten und dokumentierten zunächst gründlich den Bestand, bevor sie Farbfassungen freilegten und retouchierten, Fehlstellen an Armlehnen und Sesselbeinen ergänzten, Bezüge und Zierkordeln reinigten, Sitz- und Lehnflächen aufpolsterten und teils neu bespannten und am Ende sogar die „Möbelbeinrollen“ aus Messing rekonstruierten.
Das Ergebnis ist frappierend: Aus unscheinbaren, „alten“ Sesseln wurden feinste klassizistische Sitzmöbel. Sie sind Zeugnis einer großartigen Interieur- und Wohnkultur. Ihre Gestaltung weist mit der genialen Handschrift Karl Friedrich Schinkels – schlichtes, würdevolles Design, tiefe und breite Sitzflächen – über die Zeit um 1800 hinaus in die Moderne. Die vier Sessel wurden am originalen Ort im weißen Salon des Obergeschosses von Schloss Glienicke wieder aufgestellt.