Teilnachlass von Joseph Joachim

Bibliothekarische Erschließung und digitale Präsentation in den Beständen des
Brahms-Instituts an der Musikhochschule Lübeck

Joseph Joachim (1831–1907) gehört zu den zentralen Musikerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts: Er war ein international gefeierter Geigenvirtuose, ein prägender Quartettspieler, der Komponist eines kleinen, aber hervorragenden Œuvres, Gründungsdirektor der Berliner Musikhochschule und eine wichtige Figur bei der Förderung von Talenten. Sein Freundeskreis, zu dem auch Johannes Brahms gehörte, war groß und schloss nicht nur Musiker, sondern auch Schriftsteller, Künstler und Politiker ein. Die umfangreichen Quellen des Brahms-Instituts an der Musikhochschule Lübeck spiegeln diese facettenreiche Figur auf vielfältige Weise.

 

Erhalten haben sich u.a. knapp 900 Schreiben des Geigers an seinen Bruder Heinrich und die Schwägerin Ellen Joachim in London. Dieser Briefwechsel umfasst den Zeitraum von 1844 bis 1907 und stellt ein einzigartiges kulturhistorisches Dokument zu einer bedeutenden jüdisch-deutschen Familie im 19. Jahrhundert dar – nur wenige der Schreiben sind bisher auszugsweise veröffentlicht worden. Weiterhin umfasst der Teilnachlass einige wenige Werkmanuskripte, zahlreiche Fotos und Programmzettel.

 

Mit Hilfe der HERMANN REEMTSMA STIFTUNG kann dieser wertvolle Teilnachlass von Joseph Joachim nun bibliothekarisch erschlossen, digitalisiert und anschließend virtuell präsentiert werden. Beginn des Projektes, das von Prof. Dr. Wolfgang Sandberger geleitet und von Dr. Fabian Bergener erarbeitet wird, war Juni 2016.

Über den Komponisten Hans Rahner (1905–2008) und den Institutsgründer Kurt Hofmann gingen diese Bestände in das Brahms-Institut ein. Ein weiterer Teil gelangte 1991 durch die Vermittlung von Renate Wirth (1920–2011) in den Besitz des Instituts.

 

Das Brahms-Institut wurde 1991 mit der Erwerbung der weltweit größten privaten Brahms-Sammlung (Sammlung Hofmann) gegründet und hat vielfältige Aufgaben: Die Bestände werden durch gezieltes Sammeln erweitert, bewahrt und wissenschaftlich erschlossen. Zu der Erschließung der Sammlung gehört auch die Bereitstellung der Quellen in digitaler Form. Durch die Förderung des Landes Schleswig-Holstein konnte das Brahms-Institut seit 2003 damit beginnen, seine Bestände schrittweise zu digitalisieren und präsentiert diese mit derzeit mehr als 41.000 Images im Internet. So wird der musikwissenschaftlichen Forschung wie auch der interessierten Öffentlichkeit der weltweite Zugang zur Sammlung ermöglicht und die kostbaren, bisweilen fragilen Originale geschont und so ihre langfristige Erhaltung gesichert.

Beteiligte Institutionen