Afrikanische Kunstgeschichte und die Formierung einer modernen Ästhetik

Die Aufbruchsstimmung, die den afrikanischen Kontinent im Kontext von Modernisierung und Globalisierung insbesondere nach der Unabhängigkeit prägt, wird auch von einer künstlerischen Moderne in den 1930er bis 1980er Jahren begleitet. In dieser Zeit fand eine Entwicklung neuer künstlerischer Ausdrucksformen statt, welche diesen Wandel reflektiert. Besonders durch große Kunstausstellungen und Biennalen wie die documenta11 und die Venedig Biennalen erfuhr die moderne und zeitgenössische Kunst aus Afrika internationale Aufmerksamkeit. Eine ausführliche Betrachtung der afrikanischen Modernen als postkoloniale Modernen, die historische, persönliche und ästhetische Begegnungen mit Europa einschließt, blieb bisher aus. Die zunehmende Präsenz moderner und zeitgenössischer Kunst Afrikas in Deutschland erfordert jedoch eine detaillierte Untersuchung auch der afrikanischen Modernen in deutschen Sammlungen, die einem besseren Verständnis der Gegenwart und Zukunft von Kunst aus afrikanischer und westlicher Perspektive dienen soll.

 

Aus diesem Grund fanden sich die Institutionen Iwalewahaus, Universität Bayreuth, Museum der Weltkulturen in Frankfurt und Makerere Art Gallery / Institute of Heritage Conservation and Restoration in Kampala in einem im Programm „Forschung in Museen“ von der VolkswagenStiftung unterstützen Forschungsprojekt (Laufzeit 2015 bis 2018) zusammen, um anhand ihrer Kunstsammlungen die afrikanische Moderne n einem trans- und interdisziplinären Rahmen gemeinsam zu untersuchen.

Geprägt von den Sammlern Ulli Beier und Jochen Schneider liegen die Schwerpunkte der Sammlungen im Iwalewahaus und im Museum der Weltkulturen auf Kunstwerken aus Nigeria beziehungsweise Uganda. Die jeweils individuellen Geschichten und Inhalte der betreffenden Sammlungen eignen sich durch ihre Parallelitäten als Forschungsgegenstand, deren komplexe Verbindungen ebenfalls untersucht werden konnten.

 

Zentrale Fragen zum Umgang mit den afrikanischen Modernen drehten sich darum, wie eine kritische Befragung deutscher Sammlungen moderner Kunst aus Afrika möglich ist. Statt die Biographien der Künstler_innen, Patron_innen und Sammler_innen in den Vordergrund zu stellen, wurde von einem visuellen und bildwissenschaftlichen Ansatz ausgegangen, der den Kunstwerken eine stärkere Autonomie zuschreibt. Ausgewählte Objekte der Sammlungen konnten als Forschungsgegenstand die wissenschaftliche Studie zur Ästhetik künstlerischer Praxis auf dem afrikanischen Kontinent bereichern. Im Zuge dieser breitgefächerten Kontextualisierung konnte der Mittelpunkt der Diskussion über Kunst aus Afrika in den globalen Süden verschoben werden. Die vierjährige Zusammenarbeit wurde von Experten aus Deutschland, Uganda, Kenia, Nigeria, Großbritannien und den USA unterstützt.

Beteiligte Institutionen