Das Projekt widmet sich der Rekonstruktion der Kosmogonie und Theologie des mittelägyptischen Hermopolis Magna. Als Kultort des Weisheitsgottes Thot gilt Hermopolis als eines der wichtigsten Kultzentren des Alten Ägypten. Leider sind heute viele der archäologischen Befunde sowie der Haupttempel des Gottes Thot zerstört, weshalb erhaltene Überreste sowie Sekundärquellen von großer Bedeutung für die Rekonstruktion einer der wichtigsten Theologien des alten Ägypten sind.
In den Jahren 1929–1939 führte der damalige Direktor des Pelizaeus-Museums Günther Roeder sieben Grabungskampagnen in Hermopolis durch. Heute befinden sich die durch offizielle Fundteilung nach Deutschland gelangten Objekte im Pelizaeus-Museum und seine zum größten Teil unveröffentlichte Grabungsdokumentation im Hildesheimer Stadtarchiv. Neben diesem archäologischen und dokumentarischen Material aus Hildesheim müssen auch antike Texte berücksichtigt werden, die sich mit der Theologie von Hermopolis beschäftigen.
Durch das Projekt sollen die nach Hildesheim gelangten Funde erstmalig vollständig publiziert werden, um sie dann in der antiken Kultlandschaft von Hermopolis Magna und der dazugehörigen Nekropole Tuna el-Gebel zu kontextualisieren. Dieser Friedhof besteht neben den für die Menschen angelegten Gräber und Kultstätten auch aus einer der größten Nekropolen für die mit den Gottheiten verbundenen heiligen Tiere. Dabei können die Funde und Ergebnisse des langjährigen Münchener/Kairoer Tuna el-Gebel-Projekts wertvolles Vergleichsmaterial liefern, welches damit die kultische Verbindung von Siedlung und Nekropole ermöglicht.
Eines der wichtigsten Zeugnisse der hermopolitanischen Kultlandschaft ist die sogenannte Kapelle C-C-2 aus dem unterirdischen Tierfriedhof in Tuna el-Gebel, deren dekorierte Blöcke heute in situ in Tuna el-Gebel, im Ägyptischen Museum Kairo und im RPM Hildesheim liegen bzw. ausgestellt sind. Durch Kollaboration mit der HAWK Hildesheim sollen 3-D-Scans aller Blöcke angefertigt, deren vollplastische Ausdrucke die jeweils fehlenden in Tuna el-Gebel, Kairo und Hildesheim ergänzen werden, um den zukünftigen Besuchern einen vollständigen Eindruck des Ensembles zu vermitteln. Eine im Anschluss an dieses Projekt geplante Sonderausstellung soll in Ägypten und Deutschland die Ergebnisse des Projekts einem breiten Publikum präsentieren.
Das von der VolkswagenStiftung im Rahmen des Programms „Forschung in Museen“ unterstützte Projekt ist eine Kooperation des Roemer- und Pelizaeus-Museums (RPM) in Hildesheim mit der Joint Mission der Fakultät für Archäologie der Universität Kairo und dem Institut für Ägyptologie und Koptologie der Ludwig-Maximilian-Universität München (LMU). Weitere Partner sind das Hildesheimer Stadtarchiv und die Fakultät Gestalten der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim / Holzminden / Göttingen. Unterstützt wird das Projekt außerdem von der Graduate School „Distant Worlds“ und dem Münchner Zentrum für Antike Welten der LMU.