Seit ihrer Gründung unterstützt die Ernst von Siemens Kunststiftung die Erstellung von Bestandskatalogen. Eigentlich ist es die „Königsdisziplin“ der Museumsarbeit, trotzdem gelingt es in den Häusern immer weniger, Personal und Mittel für die Erforschung und Dokumentation ihrer bedeutendsten Bestände bereitzustellen. Ohne Bestandskataloge lassen sich im eigenen Haus und andernorts aber keine Ausstellungen vorbereiten, die Forschung muss auf die dokumentierten Ergebnisse zugreifen können, und nicht zuletzt erlaubt nur der erschlossene Bestand eine verantwortungsbewusste Ankaufspolitik.
Im Herbst 2018 waren es fast 250 geförderte Bestandskataloge oder sogar Doppelbände, darunter Schwergewichte wie der Zwölfeinhalbpfünder über den exquisiten Bestand der Graphischen Sammlung von Schloss Friedenstein in Gotha oder das auf 6 Bände angelegte Werkverzeichnis Henry van de Veldes aus der Klassik Stiftung Weimar. Seit sich die Ernst von Siemens Kunststiftung dem Bündnis KUNST AUF LAGER angeschlossen hat, wuden 28 neue Bestandskataloge mit einem Fördervolumen von fast eineinhalb Millionen Euro in Angriff genommen. Teilweise waren es Großprojekte, bei denen auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft oder die Wissenschaftsstiftungen, die bei KUNST AUF LAGER den Bereich „Erschließung & Erforschung“ abdecken – also die Gerda Henkel Stiftung oder die VolkswagenStiftung –, beteiligt sind. Die Bearbeitung der etwa 1.700 Objekte unterschiedlicher Gattungen umfassenden Kunstkammer der Württembergischen Herzöge oder die Erforschung und Dokumentation der Hinterglasbilder Heinrich Campendonks sind solche Projekte, die langjährige Forschungen zusammenfassen.
Bestandskataloge sind heute nicht immer sorgfältig bearbeitete und edierte Bücher, die auf Jahrzehnte Gültigkeit besitzen. Gerade bei umfangreichen Beständen, wie der Sammlung Augusts des Starken von chinesischem und japanischem Porzellan, die heute noch ca. 8.000 Objekte umfasst, setzen etwa die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden auf einen digitalen Bestandskatalog. Ebenso das Archiv der Akademie der Künste in Berlin, das den Nachlass von John Heartfield ebenfalls digital erschließt und veröffentlicht. Die fast 5.000 Objekte sind häufig konservatorisch äußerst anspruchsvolle Collagen aus Fotos, Papier, Zeichnungen und Retuschen. Ihre Digitalisierung erlaubt zukünftig eine bestandsschonende Benutzung und Erforschung der fragilen Blätter. Die ebenfalls digital erfassten Grunddaten bzw. die wissenschaftliche Würdigung können laufend ergänzt werden.
Diese klaren Vorteile digitaler Bestandsverzeichnisse werden sicher dazu führen, dass sich die Ernst von Siemens Kunststiftung in Zukunft immer häufiger auch für die Erstellung nicht gedruckter Bestandkataloge einsetzen wird.